Jörg Drews: Über Israel, verwirrt und entsetzt
Wir waren mit einem arabischen Bus vom Damaskustor in Ostjerusalem an diesem strahlenden Frühlingstag nach Jericho hinuntergefahren, spazierten durch die wie ausgestorbene Stadt, gingen durch die Gärten und Felder, streunten in einem Wadi herum, betrachteten Bananenstauden und Bougainvillea und Schafherden und liefen am Spätnachmittag wieder in die Stadt zurück, um den letzten Bus oder ein Sammeltaxi nach Jerusalem zu erwischen. Wir hatten keine Angst, denn Jericho galt auch im fünften Monat der Intifada als Ort, an dem – mit wenigen Ausnahmen – nichts Schlimmes passiert war oder passieren würde; obendrein konnten wir uns darauf verlassen, daß die Araber schließlich einen guten Blick dafür haben, daß sich da ein europäisches, nichtjüdisches und kein israelisches Paar herumtrieb.
Jörg Drews: Über Israel, verwirrt und entsetzt. In: Merkur 43 (481), 1989, S. 183-201.