Jörg Drews: »Ich bin ein Stein, der bewegt worden ist« Ein Tuwa-Mongole, ein deutscher Dichter
Man greift in den Bücherstapel, zieht den Band Die graue Erde eines gewissen Galsan Tschinag heraus und liest: »Es ist ein armseliger, ein stummer und schrecksamer Himmel, der mir zu Füßen liegt und es erdulden, erschauern und erzittern muss, bis er sich verwischt, sooft die verbeulte Schöpfkelle aus Messing in die Wolken greift, einen Batzen abreißt und heraushebt. Ich sitze darüber, schamane und denke mit Befriedigung an das Schaf, dem ich die Wolle rupfe. Mit jeder Kelle, die ich aus dem Fluss hebe, steigt auch der Vers, den ich gerade brauche, zu mir herauf. Das Wasser ergießt sich in heller Strähne und mit dunklem Gepolter in den Espenholzeimer und springt, da dieser längst voll, glitzernd und plät- schernd über den Rand. Der Vers dagegen fällt leicht und still auf die Zunge nieder, wälzt sich von dort Wort für Wort weiter in die Kehle und verwandelt sich in Gesang.