Jörg Drews: Photographie: etwas >da draußen< zeigen Erweiterungen und Widersprüche zu Sätzen von Susan Sontag *
I
Es gibt keine große Tradition der Photographie-Kritik.
Der Satz gilt nicht nur für die USA; auch für Europa stimmt noch immer, was Walter Benjamin 1931 in seiner »Kleinen Geschichte der Photographie« schrieb: »Überaus rudimentär sind die Versuche, der Sache theoretisch Herr zu werden.« Das bleibt festzuhalten gerade angesichts der Hausse, die Photographie-Ausstellungen und Bildbände mit historischer und gegenwärtiger Photographie zur Zeit haben. Zwar schließen sich immer mehr die Lücken, lichtet sich der Nebel, der, wie Benjamin bemerkte, über den Anfängen der Photographie liegt: nicht nur über die allgemein als Glanzzeit der Photographie geltenden ersten beiden Jahrzehnte der Photographie um 1850 wissen wir inzwischen mehr, sondern die Geschichte der Photographie als eines Kontinuums von Niepce und Daguerre bis heute wird immer eingehender untersucht, immer reicher belegt — sowohl was die Photographie als Kunst wie auch die Photographie als soziales Dokument im weitesten Sinne betrifft.