Jörg Drews: Blühende Phantastereien, Proto-Literatur. Zu den Tagtraum-Texten der Kinder Brontë
Im Januar 1831 wurde die vierzehnjährige Charlotte Brontë auf eine Schule geschickt, um ihre formale Ausbildung weiterzutreiben; die Pfarrerskinder aus Haworth in Yorkshire genossen sonst den Privatunterricht bei ihrem Vater. Und sie genossen ihn wirklich; der Reverend Patrick Brontë scheint, bevor er krank und mürrischer wurde, ein witziger, liberaler Vater und Lehrer seiner zuerst sechs, später vier Kinder gewesen zu sein, ein temperamentvoller, schlagfertiger und redegewandter Mann, der die Kinder offenbar sehr ernst nahm und wie kleine Erwachsene behandelte. Sowohl sein in seiner Informalität die Kinder-Schüler geradezu privilegierender Unterricht wie die Tatsache, daß die Kinder ihn nicht nur lieben konnten, sondern aus guten sachlichen Gründen schätzen mußten, machten vor allem Charlotte Brontë allen späteren Unterricht zum Ekel.